Der Siebenstern zur Erleuchtung

Viele Druiden aller Zeiten beschäftigten sich intensiv mit der Innnenschau, Meditation, dem inneren Königreich oder dem Gebet. Nach der Rückkehr in die Realität stellten sie fest, dass sich die Welt nicht geändert hatte. Leider reagierten und reagieren viele Meditierende, verständlicherweise mit Frustration auf diese Tatsache.
Bezeichnenderweise lässt sich die Lösung am einfachsten als Rad oder Stern darstellen. Ich spreche hier von der Urform des Siebensterns, so wie er manchen unserer UrUrUrgrossmütter wohl noch bekannt gewesen sein dürfte. Die Speichen, oder Strahlen verkörpern dabei verschiedene, aufeinander abfolgende Erkenntnisse. Am Ende eines „Umlaufs“ steht dann wieder die erste Speiche, einfach auf einem höheren Niveau. Durch mehrere Umläufe lässt sich so das Niveau der eigenen Harmonie stetig erhöhen. Die Erkenntnisse der verschiedenen Speichen sind dabei pro Speiche zwar stets den selben Themen zugeordnet, aber die Perspektive vertieft und erweitert sich bei jedem Umlauf.  So liess und lässt es sich auch heute noch liebevoll in einer imperfekten Welt leben.

Erstens
Rechtes Sehen: Friedfertigkeit beim Betrachten
Durch die aus Meditation gewonnene Erkenntnis der rechten Optik resultiert die Erkenntnis, das jedes Wesen seine eigene Perspektive und Wahrnehmung der Welt hat. Demzufolge gibt es eben so viele Weltbilder, wie es Wesen gibt. Jede stoffliche Wahrnehmung kann also als Illusion angesehen werden, da kein Weltbild den absoluten Realitätsanspruch haben kann. Alles was übrigbleibt, wenn man alle stofflichen Versuchungen mal weglässt, ist der Fakt, das alles Seiende nur durch die immer selbe Liebe existiert. Ohne diesen Teil des Einen, welcher in allen Dingen vorhanden ist, hören sie schlagartig auf zu sein.

Zweitens
Rechte Rede: Friedfertigkeit in Worten
Da Perspektiven und Weltbilder individuell sind, ist Zwietrachtsähen sinnlos. Jede Äusserung, durch die schlussendlich Leid verursacht wird, ist somit sinnlos. Davon gibt´s eine ganze Menge Unterkategorien. Das Wort soll Frieden, Harmonie, Verständnis, Eintracht und Liebe fördern.

Drittens
Rechte Zufriedenheit: Genügsamkeit/Bescheidenheit
Jede Besitzgier ist sinnlos, da es sich bei allem Stofflichen nur um vergängliche Illusion handelt. Innerer Frieden ist die einzige Form des Reichtums. Das letzte Hemd hat keine Taschen, die Seele aber einen grossen Rucksack! Begierde, sei es nach Reichtum, Würde, Erleuchtung, Schönheit oder irgendwelcher Ausschweifungen – ist sinnlos. Das was einem zuteil wird, wert zu schätzen, sich aber nicht daran zu klammern, das nennt man glücklich sein.

Viertens
Rechte Gesinnung: Friedfertigkeit in Taten
Um zu existieren muss in jedem Sein ein Teil der Liebe des Einen sein. Wenn in jedem Sein ein Teil der Liebe des Einen ist, so macht es für kein Wesen Sinn, anderen bewusst Leid jeglicher Art zuzufügen. Jedes Leid, dass schlussendlich dem Einen Höchsten als Teil seiner Schöpfung zugefügt, wird durch die eigene Verbindung, ohne welche das eigene Leben nicht möglich ist, sich selbst zugefügt. – Zugegeben, das ist nicht ganz einfach. Die einzige Möglichkeit von anderen empfangenes Unrecht aufzulösen besteht darin, ihnen von Herzen zu wünschen, dass sie das bekommen, was sie verdienen. – Ohne festzulegen was das ist und ohne sich weiter darum zu kümmern. Dasselbe geht auch für empfangene Liebe. Nur so kann Leiden getilgt werden.
Dies ist wohl eine der schwierigsten Stufen, da ohne Ahndung ein Missetäter immer mehr Leiden bei sich und anderen verursacht. Oftmals ist Ahndung auch nicht möglich, da die Verursacher des Leidens oft zu mächtig sind. Aufrichtigkeit, ehrliches Mitgefühl und Wohlwollen sowie viel Geduld können da Wunder wirken. Nützt auch dies nichts, so ist es Zeit sich Rat aus der Anderswelt zu holen und keinesfalls selbst zu urteilen. Die Meister des Karmas tun dies, meines Wissens unfehlbar. Jesus meinte, auf dieses Problem angesprochen: „Schüttelt den Staub von Euren Füssen und gehet von dannen.“ – Das kann auch innerlich sein. Ein kleineres Leid zu verursachen, um ein grösseres zu verhindern, ist immer noch ein Leid, dessen Konsequenzen der Verursacher gemäss den Gesetzen von Ursache und Wirkung schliesslich ausgesetzt sein wird. Um das wirklich leben zu können ist das Verständnis der ersten drei Strahlen notwendig. Nur so kann man durch rechte Optik und rechte Rede Zufriedenheit und Verständnis für Irrungen und Wirrungen anderer entwickeln, ohne über sie zu urteilen. Das schliesst die Verhinderung von Ungerechtigkeit nicht aus, nur darf dabei kein zusätzliches Leid entstehen. Gewalt zur Verhinderung einer Straftat ist nur dann zulässig, wenn dadurch deutlich grösseres Leiden verhindert werden kann. Jedes Quäntchen unnötiges Leiden ist Unrecht und hat Folgen für die Verursacher. Dazu zählt auch Gleichgültigkeit, wenn anderen Wesen Leiden zugefügt wird, das man realistisch hätte verhindern können, ohne sich oder anderen Leides anzutun. So wird auch Gandhis Methode des gewaltfreien Ungehorsams klar. Falls nicht: Liebe Dich selbst, und Deinen Nächsten auch, Sei sanftmütig – darin allein liegt wahre Stärke.

Fünftens
Rechte Anstrengung:
Jeder hat einzigartige Neigungen, Fähigkeiten und Talente. Sowohl Körper, Geist als auch Intellekt sollen gefördert werden um schlussendlich auf diesem, dem Pfad der Erkenntnis weiter gehen zu können. Die drei Hauptrichtungen welche auch Herz, Hand und Hirn entsprechen sind Handwerk/Wissenschaft, Kunst und Religion.

Sechstens
Rechter Lebensunterhalt:
Da alles quo Existenz mit dem Einen verbunden ist, soll kein Gewinn aus dem Leiden (anderer) gezogen werden.

Siebtens
Rechte Innenschau:
Am Anfang und Ende steht die Versenkung, Kontemplation, das Gebet oder jede andere Form der inneren Einkehr. Sie ermöglicht uns, Verunreinigungen unseres innersten Seins durch Versuchungen und Illusionen der vermeintlich realen Welt zu erkennen und uns davon zu reinigen.

Gut, ich gebe zu, dieser Pfad IST schwierig, aber eben es ist ja ein Rad, auf dem man sich in mehreren Umdrehungen aufwärts bewegen soll. Perfektion wird nicht erwartet, wohl aber Bemühen. Wer jetzt einfach nur meditiert, und die anderen Punkte ausser acht lässt, bei dem kann das Rad anfangen zu eiern.
Dieser Siebenstern wurde übrigens bisher nur mündlich weitergegeben. Wie weit zurück er reicht, weiss ich nicht, aber einige ältere Damen und Herrschaften, sowohl in der Bretagne, als auch in Norddeutschland kannten ihn in beinahe identischer Form und in Buddhas Lehre sowie dem Vaterunser ist er, verschieden codiert enthalten, denn auch Buddha setzte sich mit dieser Problematik der imperfekten Welt und wie man ihre Übel überwinden könne auseinander. Es ist verblüffend, wie sehr dieser Siebenstern dem resultierenden, achtfachen Pfad der Buddhisten ähnlich ist. Insbesondere das Konzept der Vergebung durch Nicht-Urteilen-Müssens ist mir weder bei Griechen, Römern, Slaven noch Germanen bekannt. Auf jeden Fall ist er zumindest manchen Druiden bekannt und wird auch als Schutz bei manchen Segensritualen verwendet.
Ein Kollege meinte, eigentlich sei dies nur die Umkehr der sieben christlichen Sünden. Damit hat er recht, nur wurden diese im Laufe der Zeit willkürlich geändert und in Wirkung und Ursache durcheinander gebracht. Ursprünglich sind diese sieben Tugenden vermutlich die sieben Siegel, welche das Buch des Friedenslamms schützen. – Welches voll Zuversicht und in ruhiger Sicherheit, nicht blindem Vertrauen darauf ruht. Wer will darf sich übrigens ruhig mal die Bergpredigt oder das Vaterunser vorknöpfen: Alle Punkte werden darin sehr schön besprochen. Es dreht sich schliesslich um die vier Punkte Erkenntnis des einen, dessen Kinder respektive Teile wir sind, Erkenntnis der Versuchung, Vergebung und Vertrauen auf die Konsequenz allen Handelns (täglich Brot). Eine andere These hebt die Möglichkeit hervor, in jeder der sieben Strahlen das Glück finden zu können. – Sofern in den anderen sechs ein gewisses Mindestmass erreicht ist. Auf jeden Fall hilft er, in einer manchmal faszinierend verstörenden Welt, in Ruhe zu meditieren und seinen Frieden zu finden .